Manche Augenblicke sind so besonders, dass man auch später noch genau weiß, wie man sich gefühlt hat. Die Nachricht, dass `Aktion Mensch´ LAMPEDUSA CALLING mit 280.000 Euro fördern will, war so ein besonderer Augenblick.
Und dann auch noch mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann als Schirmherr!
Ich habe mich unglaublich über die zwei fantastischen Zusagen für das Fördergeld und die Schirmherrschaft gefreut, und tue das heute noch! Und ich weiß, dass es allen anderen genauso geht, die sich im Vorfeld für dieses Projekt stark gemacht hatten.
Das Projekt LAMPEDUSA CALLING ist kein Fingerschnips-Projekt. Das dahinterstehende Konzept ist vielmehr der Endpunkt verschiedener Aktionen, die in den letzten Jahren an einigen Ecken der Stadt bereits liefen und laufen – und letztlich auf LAMPEDUSA CALLING zuliefen.
Doch von vorne. Viele werden sich fragen:
Was ist LAMPEDUSA CALLING?
Das Herzstück soll eine Wanderausstellung mit persönlichen Fundstücken von Flüchtlingen werden. Die Hülle für das Herzstück wird ein (ausrangierter) Frachtcontainer sein, der in einen mobilen Ausstellungsraum umgebaut werden soll. Ein zweiter begleitender Container soll als Kontakt-und Kommunikationsplattform hinzukommen. Auch ein dritter Container ist angedacht. Hier könnten zusätzliche, die Ausstellung ergänzende Projekte Raum finden.
Wer mehr Infos zum Projekt möchte, für den habe ich zwei Links:
- Einen guten Überblick bietet die Presseinformation, die Sie auf herrenberg.de finden
- Emotionaler wird es in unserer Broschüre LAMPEDUSA CALLING: Sie soll dem Leser und Betrachter vor Augen führen, a) warum wir uns für dieses Projekt stark machen und b) unsere persönliche Betroffenheit nach außen transportieren und eine möglichst große Öffentlichkeit sensibilisieren.
„Stell dir vor, du müsstest deine Heimat verlassen … JETZT. Wo willst du landen?“
Wer wir sind: Wer steht hinter LAMPEDUSA CALLING?
Das Projekt ist ein Gemeinschaftsprojekt. Ganz unterschiedliche Akteure haben sich zusammengetan. Der Stadtjugendring und die Volkshochschule sind beteiligt, ebenso der Verein KuKuk Kultur und wir, also die Technischen Dienste der Stadt Herrenberg sowie einige engagierte Einzelpersonen. Die Idee zu LAMPEDUSA CALLING nahm in der Flüchtlings-Hochzeit nach und nach Gestalt an, also vor ungefähr zweieinhalb Jahren .
Drei „Vorprojekte“ als Impulsgeber
Als erstes:
Für die Containeridee stand die Herrenberger Box Pate: Es ist noch keine drei Jahre her, da haben Mitarbeiter der Stadt in ihrer Freizeit aus einem alten Frachtcontainer einen mobilen Spielplatz gebaut, mit Rutsche, Schaukel, Seilen, auch der für kleine Kinder obligatorische Sandkasten durfte nicht fehlen.
Als alles fertig war, wurde der komplette Spielplatz-Ausbau festgezurrt, verstaut, vertäut und reisefähig gemacht: Und ab ging die Reise nach Erbil im Nordirak: ein alles andere als einladender Ort und Landstrich, an dem keiner von uns sich freiwillig aufhalten würde, aber wohin viele Hunderttausende Menschen vor dem IS geflohen sind. Dort steht die Herrenberger Box jetzt in einem der Flüchtlingslager. Und macht die Tür zum Kind sein auf, zu unbeschwertem Spielen, Toben und kurzzeitigem Vergessen.
In den darauf folgenden Monaten überschlugen sich die Ereignisse. Hunderttausende Flüchtlinge suchten Zuflucht in Deutschland. Die Hilfsbereitschaft war und ist vielerorts groß! Auch in Herrenberg ging der Blick nun mehr vor die eigene Haustüre: Wer sind die neuen Fremden in unserer Stadt? Und so entstand das nächste Herrenberger Container-Hilfsprojekt – dieses Mal mit Fokus auf Flüchtlinge mitten unter uns.
Als zweites:
„Bunt statt grau !“ Ein passendes Motto für ein großartiges Projekt: Jugendliche mit und ohne Fluchterfahrung kamen in einer „länderbunten“ Projektgruppe zusammen und lernten sich über kulturelle Hürden hinweg besser kennen und verstehen. Aus einem grauen, alten Container gestalteten sie einen Treffpunkt zum Chillen, Feiern, Lachen und Sport machen, mit allem, was das Jugendherz begehrt: Outdoorsofa, Büchertauschregale, Bistrotisch, Sonnenterrasse und Basketballkorb.
Die Strippenzieher und Macher von „bunt statt grau“ kommen aus den Reihen des Stadtjugendrings, des Bürgerschaftlichen Engagements und des Evangelischen Diakonieverbandes.
Immer mehr verwischen die Grenzen zwischen „wir hier“ und „die dort“. Beziehungen und Freundschaften kreuz und quer durch Europa und die ganze Welt sind ein starkes Band, um gemeinsam etwas für unsere Gesellschaft und für ein großes WIR zu bewegen.
Dank solcher Beziehungen kam das dritte „Vor-Projekt“ ins Rollen.
Den Impuls-Reigen komplettiert hat die Volkshochschule, die mit ihren Deutschsprachkurs-Angeboten schon seit Jahren eng an den Flüchtlingen und deren Themen dran ist. Die VHS kam in Kontakt zu Giacomo Sferlazzo, einem auf Lampedusa lebenden Künstler und Sammler von Flucht-Fundstücken. Dieser Kontakt war so etwas wie das noch fehlende Puzzleteil, sozusagen das entscheidende Eckteil, um die Vision für LAMPEDUSA CALLING vor Augen zu malen und lebendig werden zu lassen.
Vision: Was uns antreibt
Der Satz vom Deckblatt unserer Broschüre LAMPEDUSA CALLING sagt alles:
Wir wollen Menschen aus Deutschland für das Thema „Flüchtlinge in Deutschland“ sensibilisieren, um die Integration und den kulturellen Austausch zu fördern.
Die weltweit beachtete deutsche Willkommenskultur hat tiefe Risse bekommen. Natürlich wurden Fehler gemacht, aber das ist nicht unser Thema. Unser Thema ist der unverzerrte Blick auf diejenigen Flüchtlinge, für die unser Land Zuflucht vor Krieg und Terror ist. Die jetzt in unserem Ort und in unserer Nachbarschaft versuchen, sich zurechtzufinden. Gegenseitige Abschottung hilft da niemandem weiter. Das Miteinander soll und muss siegen! Hierzu soll LAMPEDUSA CALLING seinen Beitrag leisten.
Wie geht es weiter?
Wie sieht die Umsetzung konkret aus? Was sind die nächsten Schritte? Wie ist der Zeitplan? Darüber beraten wir gerade intensiv. Zuerst müssen wir einige organisatorische Dinge im Hintergrund regeln, um eine gute Basis zu schaffen. Wenn wir so weit sind, melden wir uns wieder in der Öffentlichkeit, nicht zuletzt auch hier an dieser Stelle.