Mit Freude für die Stadt und ihre Menschen.

Budenzauber beinahe wie von Zauberhand

1. Dezember 2016

Herrschte am Dienstagvormittag noch normales Marktplatz-Geschehen mit Wochenmarkt und vereinzelten Besuchern in den umliegenden Cafés und Geschäften, reibt sich der ahnungslose Besucher zwei Tag später verwundert die Augen. Der Marktplatz ist kaum wiederzuerkennen:

Hübsche Holz-Häuschen stehen plötzlich da und zieren Herrenbergs gute Stube. Scheinbar aus dem Nichts ist mitten in der Stadt im Innern des Fachwerkhaus-Rondells eine 54-Holzhäuser-Stadt emporgewachsen, vorweihnachtlich herausgeputzt, mit Lichterglanz und duftendem Tannengrün.

Durchgetaktet bis zur letzten Schraube

Was von außen beinahe wirkt wie von Zauberhand hingegossen, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als logistische und organisatorische Meisterleistung. Von A bis Z, vom ersten Aufladen in der Halle bis zum Fest-Tackern der letzten Tannenzweige sitzt jeder Handgriff. Und das muss es auch, weil der Aufbau in der Kürze der Zeit sonst nicht machbar wäre: Donnerstagabend ist Schlüsselübergabe an die Häuslesbesitzer. Das heißt, spätestens bis dahin muss alles parat stehen.

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Es erfordert eine Menge Planung, um für den reibungslosen Aufbau die genau passenden Teile zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu haben! Die Buden rollen ja nicht fix und fertig auf dem Platz ein, nein – sie werden Jahr für Jahr neu aufgebaut und einige Tage später wieder in ihre Einzelteile zerlegt. Es erfordert Körpereinsatz, Mitdenken und ein gutes Miteinander, um aus vielen Einzelteilen in zweieinhalb Tagen 54 Buden zu bauen. Ist der Wochenmarkt Dienstagmittag vom Platz, geht es los.

 

Lachen und schaffen gehen Hand in Hand

Immer dem Lachen, dem Klopfen und dem Hämmern nach: Es macht Spaß, den Männern beim Aufbau zuzuschauen. Die Stimmung ist locker und zugleich äußerst geschäftig. Das sechs- bis siebenköpfige Team ist bestens aufeinander eingespielt, es läuft heuer wieder wie geschmiert. Die Budenwände raus aus dem Traktor mit Tieflader, die sperrigen Dächer runter vom Lkw mit Abrollcontainer. Alles an Zubehör lagert in den drei kleineren Transportern, jedes Teil hat dort seinen zugewiesenen Platz.

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Fest zugewiesen sind auch die Buden-Stellplätze. Der ausgeklügelte „Stadtplan“ wird bis aufs letzte i-Tüpfelchen eingehalten. Mario Dähne überprüft nochmal. Doch er muss nicht viel sagen. Alle arbeiten sehr selbstständig, jeder weiß genau, wann er wo anpacken soll. Und so hieß es Mittwochmittag zur Halbzeit: „Wir liegen super gut im Zeitplan!“

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Sechs Aufbauschritte

Zuerst werden Wände und Türen aufgebaut (Tür rechts? Tür links?). Es folgt das Dach – zwei Männer schieben es kopfüber in Position, und wenige routinierte Klopfbewegungen später sitzt das Dach an Ort und Stelle. Wer ein solches Teil einmal quer über den Marktplatz geschleppt hat, bekommt ein ganz anderes Gefühl für jeden Marktplatz-Meter … Dann wird Strom gelegt und die Beleuchtung angebracht, für diese Arbeiten heuern wir ein externes Unternehmen an. Übrigens verbrauchen die Glühweinkocher und die Fritteusen den meisten Strom, da muss schon das eine oder andere Stromkabel zusätzlich verlegt werden. Mit dem Fußboden und der Theke ist der „Rohbau“ schließlich fertig, und es geht ans Dekorieren: Spätestens mit Anbringen des Tannengrüns an allen Buden zieht ein vorweihnachtliches Flair über den Platz. Den Abschluss bilden die Rollos.

 

Ganz schön schräg

Jeder Herrenberger weiß, dass der Boden in Herrenbergs guter Stube schräg ist. Folglich stehen auch die Buden weit weg vom Lot. Das Holzgefüge mit seiner Leichtbauweise kann sich zwar dem Boden ein Stückweit anpassen, und manche Buden holen wir mit Bolzen aus der Schräglage. Trotzdem werden am Freitag wieder Hilferufe laut werden:  Klemmende Türen, nicht funktionierende Schlösser …  und unsere Buden werden auch nicht jünger … so wird auch dieses Jahr am Freitag wieder unser Schreiner Herr Hanke vor Ort sein und den Buden-Bestückern überall dort zur Hand gehen, wo es klemmt und knirscht.

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Hanke-Keller-Hülsen halten die Buden flott

Knapp 30 Jahre haben unsere selbst gezimmerten Buden inzwischen auf dem Buckel. Ihr Alter und ihren Beliebtheitsgrad (sie werden gerne auch von umliegenden Gemeinden ausgeliehen) lesen wir an ihren Gebrauchsspuren und Verschleißerscheinungen ab. Mit jedem Auf- und Abbau leiern sie weiter aus. Neben den üblichen Vor-und Nacharbeiten wie Nachstreichen, Türen und Schlösser instand setzen und anderes mehr haben wir dieses Jahr alle alten Schraublöcher neu verstärkt.

Was profan klingen mag, war dringend notwendig und alles andere als profan. Jetzt sorgen neu eingebaute Metallhülsen für sichere Führung der Schrauben, um die 500 an der Zahl. Die Hülse ist eine TDH-Erfindung von Martin Keller und Klaus Hanke und macht uns alle ein bisschen stolz! Die Hanke-Keller-Hülse trägt nicht nur dafür Sorge, dass sich die Schraube beim Festmachen mit der Mutter nicht mehr dreht, sondern gibt darüber hinaus dem ganzen Buden-Konstrukt mehr Halt.

Wir freuen uns auch über den schönen Artikel, den der Gäubote unserer Aufbau-Arbeit gewidmet hat, die Hanke-Keller-Hülse inklusive.

Weihnachten liegt in der Herrenberger Luft

Wir tragen unseren Teil dazu bei, dass ab Freitag wieder ordentlich Leben in der Bude ist. Was wäre die Herrenberger Adventszeit ohne den alle Jahre wiederkehrenden Budenzauber?

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