Mit Freude für die Stadt und ihre Menschen.

„Mein Freund der Baum…“

17. Januar 2020

Man kann sie durchaus mit der sprichwörtlichen eierlegenden Wollmilchsau vergleichen. Bäume – vor allem und gerade auch Stadtbäume. Sie prägen nicht nur das Ortsbild, bringen Farbe ins mitunter graue Stadtbild und wirken deshalb als „Seelenschmeichler“. (Stadt)Bäume fördern zudem die Gesundheit und Lebensqualität der Bürger – und das aus gleich mehreren Gründen: „Stadtbäume filtern Feinstaub und Stickstoffoxid aus der Luft und reduzieren somit die Schadstoffbelastung, sie steigern die Luftfeuchtigkeit durch Verdunstung und sie sind Schattenspender“, greift Christoph Stotz drei Punkte aus dem umfangreichen „Leistungsverzeichnis“ der Stadtbäume heraus. Der Baumkontrolleur des Amts für Technik, Umwelt, Grün (TUG) der Stadt Herrenberg geht weiter ins Detail: „Die Stadtbäume mit ihren stattlichen Kronen bieten nicht nur schattige Plätzchen zum Verweilen. Sie sorgen zugleich dafür, dass weniger Strahlungswärme entsteht, weil sich in ihrem Schatten versiegelte Flächen viel weniger schnell erhitzen.“ Zusammenfassend kann man sagen – und das ist keine Übertreibung: Bäume sind ein unverzichtbarer Bestandteil und ein schützenswertes Gut innerhalb des Herrenberger Stadtbildes. Zahlen/Daten und Fakten zu den Stadtbäumen sind hier im TUG-Blog zu finden.

Wünschenswerte Stadt(Baum)Idylle – fotografiert von Ludwig Barth

Umso kritischer sind die aktuellen Entwicklungen zu sehen.

„Unsere Stadtbäume haben immer häufiger mit Belastungen zu kämpfen, denen sie nicht mehr gewachsen sind“,

weiß Christoph Stotz aufgrund seiner täglichen Arbeit und er kennt die Ursachen. Da sind zum einen die „erschwerten Bedingungen“, mit denen Stadtbäume per se zu kämpfen haben. Im Gegensatz zu Waldbäumen stehen Stadtbäume immer auf Extremstandorten, beispielsweise auf extrem verdichteten Standorten. Die Konsequenzen: Wenig verfügbares Wasser für den Baum und eine schlechte Durchwurzelung sowie Belüftung. Die Gefahr, dass Fahrzeuge mit ihnen kollidieren, Wurzelbereiche durch Tiefbauarbeiten verletzt oder zerstört werden und dabei Schäden hinterlassen ist bei Einzelbäumen, zumal im Stadtgebiet, um ein Vielfaches größer wie inmitten des Naturparks Schönbuch. Eher selten werden Waldbäume zudem mit Streusalz, Abgasen, (Fein)Staubbelastung oder auch Hunde-Urin konfrontiert, Stadtbäume jedoch schon.

„Zu all dem kommen nun auch noch die Belastungen dazu, die ohne Zweifel dem Klimawandel zuzuschreiben sind“, sagt Christoph Stotz. Dass es in diesem Sommer – wie auch schon im vergangenen Sommer – wochenlang nicht geregnet hat, freut zwar alle Sonnenanbeter und Freibadgänger – nicht jedoch die Natur im Allgemeinen und die Stadtbäume im Besonderen. Ganz im Gegenteil: Die überlangen Phasen ohne Regen machen den Bäumen schwer zu schaffen. Der Grundwasserspiegel fällt, die Baumwurzeln haben immer größere Schwierigkeiten ihre Baumkronen mit ausreichend Wasser zu versorgen. Doch damit nicht genug: „Einer amtlichen Vorhersage zufolge, werden bis ins Jahr 2050 nicht nur die Regenfälle in den Sommermonaten um 25 Prozent zurückgehen. Im gleichen Zeitraum nehmen auch die Niederschläge in den Wintermonaten um 20 Prozent zu“, zitiert Christoph Stotz aus der offiziellen Statistik des deutschen Umweltbundesamtes. Zu stetig steigenden Temperaturen im Sommer kommen zugleich höhere Minusgrade in der anderen Jahreshälfte. Strenger Frost hier, Hitze und Trockenheit dort – das kann dem stärksten Baumstamm zu schaffen machen.

Christoph Stotz bei der Kontrolle eines Stadtbaums

Die Folge: Immer öfter bilden sich Risse, die wiederum Krankheiten und Schädlingen Tür und Tor öffnen. Vor allen und gerade die heimischen und somit bekannten Stadtbäume, also Linde und Kastanie, Ahorn und Platane, sind dafür sehr anfällig. „Unsere Stadtbäume haben den Grenzbereich ihrer Leistungsfähigkeit erreicht“, lautet die ebenso offene wie auch schonungslose Zusammenfassung von Christoph Stotz. Manche Bäume haben diese Grenze auch schon überschritten, was sich im Stadtbild bemerkbar macht: Vertrocknete Baumkronen und eine frühe Verfärbung des Laubes sind erste Anzeichen. Bäume, die selbst im „umtriebigen“ Frühjahr kahl bleiben, zeigen ganz deutlich, was mit den von Alexandra bereits im Jahr 1968 gesungenen Liedzeilen in der Überschrift mehr als nur angedeutete werden sollte: Der Baum ist tot.

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