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Flüchtling Derin Karim bei den TDH

2. Oktober 2016

Seit Oktober 2015 lebt Derin Karim in Deutschland. Drei Wochen zuvor hatte der heute 28jährige seine Heimat verlassen, floh er aus dem Irak – und vor dem Krieg der Perschmerga gegen den Islamischen Staat. In den vergangenen vier Wochen hat er bei den Technischen Diensten ein Praktikum absolviert. Eine tolle Zeit, wie er im TDH-Talk erzählt: „Ich habe nette Kollegen kennengelernt und ich konnte endlich arbeiten.“

Herr Karim, gibt es etwas, das Ihnen während des Praktikums ganz besonders gefallen hat?

Derin Karim: Nein. Mir hat einfach alles gefallen.

Sie waren mit der „Hackegruppe“ unterwegs. Das bedeutet, dass man fest zupacken muss, bei Wind und Wetter im Freien ist. War das schwierig für Sie?

D. Karim: Das war alles kein Problem. Ich bin es seit meiner Kindheit gewohnt zu arbeiten und mitzuhelfen. Ich hatte nur Angst, dass man mit meiner Arbeit nicht zufrieden ist. Ich will keinen Fehler machen.

Eine unbegründete Sorge, oder Herr Arpaz? Derin Karim hat mit Ihnen, mit Ali Celik und Binari Kabakci zusammen gearbeitet. Wie war Ihre Erfahrung mit dem Praktikanten?

Görgis Arpaz: Er war ein toller Kollege, ist wirklich ein guter Mann. Die ersten drei Tage war es ein bisschen schwierig, vor allem auch wegen der Sprache. Aber dann wusste er, was Blumen und was unerwünschte Gräser sind. Dass man aufpassen muss, wohin man im Blumenbeet tritt und dass man beim Arbeiten an der Straße oder auf der Mittelinsel auf den Verkehr aufpassen muss und was gemeint ist, wenn wir ihm gesagt haben, dass er den Besen holen und den Heckenschnitt aufs Auto laden soll.

Sprechen Sie denn die gleiche Sprache oder wie haben Sie sich verständigt?

G. Arpaz: Wir können Arabisch und Kurdisch, das hat wenigsten ein bisschen gepasst. Dazu kann Derin Karim schon ein paar Brocken Deutsch und ansonsten haben wir mit Händen und Füßen geredet.

Herr Karim, wie kam es denn dazu, dass Sie sich für ein Praktikum bei den Technischen Diensten beworben haben?

D. Karim: Blumen und Gärten sind hübsch und ich wollte einfach mithelfen, dass das Land weiterhin hübsch bleibt.

Haben Sie im Irak eine entsprechende Ausbildung gemacht?

D. Karim: Nein, eine offizielle Ausbildung habe ich nicht. Aber ich habe oft in den Gärten von Freunden, Bekannten und der Familie mitarbeitet.

Sind die Gärten im Irak mit denen in Deutschland zu vergleichen?

D. Karim: Nur im Frühling, dann gibt es viele Blumen. Aber im Sommer ist es fast überall grau, weil dann der Regen fehlt. Nur die Privatgärten sind das ganze Jahr über grün, weil dort gegossen wird.

Wieso haben Sie vergangenen Oktober Ihre Heimat verlassen?

D. Karim: Das hatte politische Hintergründe. Ich komme aus dem Norden des Iraks, aus dem kurdischen Autonomiegebiet. Ich habe auf Seiten der Peschmerga in der Nähe von Kirkuk gegen die IS-Truppen (Terrormiliz Islamischer Staat, Anm. d. Redaktion) gekämpft. Als mein General erschossen wurde und Freunde von mir starben, konnte ich einfach nicht mehr länger dort bleiben und bin abgehauen.

Sind Sie ganz bewusst nach Herrenberg oder vielmehr nach Nufringen gekommen? Ihr Bruder, der bereits seit 15 Jahren in Deutschland lebt, wohnt auch in Nufringen.

D. Karim: Nein, das war ein Zufall. Ich war in der Erstaufnahmestelle in Heidelberg und wurde von dort nach Weissach zugeteilt. Als ich den Praktikumsplatz hier bei den Technischen Diensten bekommen habe, durfte ich in die Unterkunft in der Rohrauer Straße umziehen.

Ihr Asylantrag wurde bewilligt. Wie geht es für Sie weiter?

D. Karim: Ich mache jetzt den Integrationskurs. Aber ich möchte auf jeden Fall nebenher arbeiten. Denn ich will nicht faul sein und freue mich, wenn ich etwas tun kann. Wenn es geht, würde ich gerne eine ähnliche Arbeit machen, wie jetzt im Praktikum.

persönliche Anmerkung:
Herr Werner Reutter ist kein unbekannter in Herrenberg, sammelt er doch schon viele Jahre Geld und Hilfsgüter für den Nord Irak und Kurdistan. Ich habe Ihn über unsere Herrenberger Box kennengelernt. Er hat uns den Kontakt zum Flüchtlingslager Erbil vermittelt um dort unseren mobilen Spielplatz aufstellen zu können.

Er rief mich an und meinte, ich sollte Derin Karim sofort einstellen. Der hilft in Weissach dem Hausmeister, kann arbeiten und ist ein „super Kerle“. Dem pragmatischen Werner Reutter kann man schlecht was abschlagen. So wurde es erst mal ein 4 wöchiges Praktikum. Und ich muss sagen es war sehr interessant und lehrreich für beide Seiten.

Viel wird dieser Tage über Integration rund um das ganze Flüchtlingsthema geredet. Im Leben und bei den Menschen vor Ort ist es das gemeinsam Erlebte, was Verstehen fördert. Gemeinsam Arbeiten ist wie gemeinsam Kochen oder Essen. Man redet über alltägliche Dinge und merkt sehr schnell, dass es mehr Gemeinsames als Trennendes gibt.

Wir wünschen Derin Karim alles Gute. Im Leben sieht man sich oft „zweimal“. Vielleicht werden wir uns wiedersehen…….

Stefan Kraus
Leiter Technische Dienste Herrenberg

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