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Winterdienst: Rolf Bühler im Gespräch

4. November 2014

Der Winterdienst beschäftigt viele Bürger, sowohl im privaten als auch im öffentlichen Umfeld. Alljährlich tauchen viele Fragen auf. Als Leiter der Abteilung Bauhof ist Rolf Bühler verantwortlich für die Abläufe des städtischen Winterdienstes. Im heutigen TDH-Talk plaudert er aus dem Schneekästchen und geht auf Fragen ein, mit denen Bürger sich bei der Verwaltung der Technischen Dienste melden.

Der erste Schnee der Saison: Wie reagiert die Bevölkerung?
Wenn der erste Schnee kommt , dann weiß ich: Die nächsten ein, zwei Tage steht das Telefon nicht mehr still. Es ist jedes Jahr dasselbe. Viele Leute reagieren völlig überrascht … Schnee? Hilfe! (lacht). Nach den ersten drei, vier Wintertagen haben sich die Bürger an den Anblick von Schnee und rutschigen Straßen gewöhnt, und es wird wieder ruhiger.

Der Winterdienst muss die Straßen frei räumen.
Ja. Aber nicht alle Straßen. Unsere Aufgabe ist es, den Verkehrsfluss auf den großen und wichtigen Straßen am Laufen zu halten, wobei wir unser besonderes Augenmerk auf Hauptstraßen mit Steigungen, Brücken oder enge Kurven legen – also überall da, wo das Rutschrisiko am größten ist.

Also bleiben viele Straßen weiß.
Das ist so gewollt und alles ganz genau geregelt. Jede Straße, jeder Platz ist in unserem Winterdienstplan unter einer der drei Streustufen vermerkt. Erst räumen und streuen wir die wichtigsten Hauptstraßen frei, zum Beispiel dort, wo der Busverkehr rollt, oder wo wegen gefährlicher Steigungen und Brücken ein stark erhöhtes Unfallrisiko droht. Andere Straßen fahren wir erst dann an, wenn alle Straßen der Streustufe 1 frei sind. Und wieder andere Straßen fahren wir nur selten bis nie an. Wie gesagt, dahinter steht kein Zufallsprinzip, das ist alles bis ins Kleinste durchüberlegt.

Nutzen Sie auch Sand und Splitt? Oder streuen Sie nur Salz?
Wir sind von Splitt und anderen abstumpfenden Mitteln wie Sand wieder ganz weggekommen. Man dachte ja eine Zeit lang, Splitt und Sand wären ökologischer. Aber das stimmt so nicht, das wissen wir heute. Erst mal ist der Bedarf viel höher als bei Salz. Im Frühjahr müssen wir den Splitt einsammeln und mit hohen Recyclingkosten entsorgen. Die Gulli-Schächte und Entwässerungskanäle waren durch den vielen Splitt immer wieder verstopft. Dann die wesentlich schlechtere Haftwirkung am Reifen, die bei vielen Witterungsbedingungen überhaupt nicht ausreichend war. Und nicht zu vergessen die Lackschäden an den Autos durch den spritzenden Splitt oder die zerkratzten Fußböden der Geschäfte in der Innenstadt.

Also nur noch Salz …
… Wobei die Ausbringungs-und Streutechnik in den letzten Jahren immer effizienter wurde. Die Streu-Automatik kann viel feiner eingestellt werden als noch vor wenigen Jahren. Wenn Sie sich allein schon überlegen – mal ist eine Straße 2 Meter breit, mal 4 Meter. Die Streubreite können wir heutzutage genau justieren, so wie auch die Streumenge, die zwischen 5 und 40 Gramm pro Quadratmeter eingestellt werden kann.

So viel wie nötig, so wenig wie möglich.
Genau. Unsere neuesten Großfahrzeuge sind mit Sensoren ausgestattet. Diese messen die Temperatur über der Fahrbahn und regeln automatisch die auszubringende Streumenge. Die Fahrer leiten dann die Info an alle anderen Fahrer weiter, weil nicht alle unsere Fahrzeuge mit Sensoren ausgestattet sind.

Wie viele Leute sind denn maximal im Einsatz, und wie viele Maschinen?
Fünf Mitarbeiter an den Großfahrzeugen (darunter ein Mietgerät mit Besatzung), drei Mitarbeiter an den Schmalspurschleppern für die Gehwege. Für die wichtigen Handstrecken wie Unterführungen, Treppen, Übergänge, Einstiege an Bushaltestellen brauchen wir weitere zehn Mitarbeiter. Und nicht zu vergessen der Telefon-, Organisations- und Notfalldienst, wenn zum Beispiel ein Einsatzfahrzeug stecken bleibt. Was durchaus vorkommen kann …

Also rund 20 Leute, wenn der Winter voll zuschlägt. Woher beziehen Sie Ihre Wetterinfos?
Direkt vom Wetterdienst, da werden wir mit regelmäßigen Mails auf dem Laufenden gehalten. Dazu der Weckdienst: Könnte der Straßenzustand kritisch werden, prüft einer unserer Leute zur nachtschlafender Zeit ab circa halb 4 Uhr die Befahrbarkeit der Straßen und verständigt bei Bedarf seine Kollegen.

Das klingt alles nach einem organisatorischen und logistischen Kraftakt. Was ist denn die größte Herausforderung?
Unklare Verhältnisse! Die zweifelhaften, nicht so eindeutigen Fälle. Sollen wir raus? Nicht raus? Bringt der Nieselregen feuchte oder glatte Straßen? Die größte Herausforderung besteht darin, zum richtigen Zeitpunkt die Maschinerie anzuwerfen und rauszufahren.

Seit vierzehn Jahren ist Rolf Bühler Leiter der Abteilung Bauhof. Zu seinen Aufgaben zählen Planung und Organisation des Winterdienstes.

Zum Thema Winterdienst erscheint auch ein Artikel im Amtsblatt, und zwar in der Ausgabe am 6. November.

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