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Tief verwurzelt

1. Juni 2021

Neues Durchwurzelungssystem für Stadtbäume

Ein unterirdischer Spielplatz? Ein neues Rohrleitungssystem? Die jüngste Pflanzaktion von TUG sorgte für so manche interessierte Nachfrage und für noch mehr skeptische Blicke. Zurecht, denn das, was die Männer der Gartenbauabteilung vor dem Alten Stadtfriedhof verbuddelten, hat es in Herrenberg so noch nicht gegeben. Erstmals setzte man bei der Neupflanzung von zwei Kastanien auf ein neues Durchwurzelungssystem.

Das unterirdische Gerüst, das sich aus vielen Einzelkammern zusammensetzt, verschafft den Wurzeln einen gewissen Freiraum und hält sie zugleich in Schach. Das System verhindert, dass die Wurzeln auf der einen Seite in Richtung Straße und auf der anderen Seite in Richtung Fußweg wachsen. Denn dort würden sie nur nicht den Belag von Straße, Fußweg und Parkfläche beschädigen, sondern auch die unterirdisch verlaufenden Strom- und Versorgungsleitungen beschädigen. „Die Wabenkonstruktion schafft einen großen Raum, in dem die Wurzeln optimal wachsen können“, nennt Baumkontrolleur Christoph Stotz den zweiten und weitaus wichtigeren Grund für den Einbau des Durchwurzelungssystems. So kann aus dem mehr als engen Standort das Optimum Die Konstruktion aus recyceltem Kunststoff verteilt zudem das Gewicht der parkenden Autos vor den Baumquartieren und verhindert so die komplette Verdichtung des Bodens um den Wurzelballen herum.

Doch dem nicht genug: Ein Belüftungs- und Bewässerungssystem wurde zusätzlich eingebaut; der Wurzelballen wurde mit Gurten befestigt – so dass kein Dreibock den Fußweg verschmälert. Und: Durch den unterirdisch geschaffenen Freiraum konnte das Baumquartier an der Oberfläche deutlich kleiner gefasst und ein bisschen mehr Parkraum geschaffen werden (zumindest für handliche Kompaktwagen!).

„Natürlich ergibt sich durch den Einbau des Durchwurzelungssystems ein finanzieller Mehraufwand, der nicht zu verachten ist“, weiß Christoph Stotz. Doch er betont auch: „Wir mussten reagieren und den neuen Bäumen diese Hilfestellung geben. Denn so haben sie weitaus bessere Chance zu wachsen und zu gedeihen.“

Kommt nur augenscheinlich mit wenig Platz aus

Kleine Randnotiz: Die Ersatzpflanzungen vor dem Alten Stadtfriedhof waren notwendig geworden, weil zwei der alten Kastanien „omghaglet“ sind – und in einem Fall ist das durchaus wortwörtlich zu verstehen: Ein Baum war im vergangenen Frühjahr von Sturmtief „Sabine“ zu Fall gebracht worden, glücklicherweise fiel der Baum direkt in eine Parklücke. Wie erst danach sichtbar wurde, hatte dem Baum ein aggressiver Wurzelpilz zu schaffen gemacht. Im Wissen um die beengten Verhältnisse der Stadtbäume und die damit verbundene „Ansteckungsgefahr“ an dieser Stelle, wurde auch der nebenstehende Baum gefällt. Wie sich zeigte, lag Baumkontrolleur Christoph Stotz mit dieser Entscheidung goldrichtig: Auch dessen Wurzeln waren von einem Pilz befallen. Die beiden abgängigen Bäume wurden nun durch zwei junge, standfeste Rosskastanien ersetzt.

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