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Erste Schritte auf dem Weg zu „Smart Herrenberg“

26. März 2019
Inhaltsverzeichnis

Schon seit einigen Jahren treibt die Verantwortlichen des TUGs das Thema „Sensoren“ um. Im Wissen um die Erleichterungen, die die Sensorik beispielsweise für die Leerung der Unterflurmülleimer bedeuten würde, ging man beim Amt für Technik, Umwelt, Grün der Stadt Herrenberg ganz speziell für den Anwendungsbereich „Stadtreinigung“ auf die Suche nach Anbietern und Produkten. Zunächst wenig erfolgreich, denn die ersten Versuche hin zu „sprechenden“ Mülleimern verliefen eher sub-optimal. Man hatte mit insolventen Anbietern, nicht einsehbaren Daten oder schlechten Algorithmen zu kämpfen. Dazu basierten zunächst alle Systeme auf einem GSM-/Handynetzwerk, das brachte gleich mehrere Nachteile mit sich:

  1. Für jeden Sensor musste eine SIM-Karte angeschafft werden, was mit hohen Kosten verbunden war
  2. Die Haltbarkeit der Sensoren lag bei unter einem Jahr
  3. Die Sensoren hatten einen sehr hohen Energieverbrauch

 

Allesamt Kriterien, die dazu führten, dass man das Sensoren-Thema schon abhaken oder zumindest so lange auf Eis legen wollte, bis dass der Markt die Angebote bereit hält, die den TUG-Anforderungen und –Ansprüchen entsprechen.

Doch dann erfuhr man vom LoRaWAN-Funknetz, das die Stadt Ulm schon im Jahr 2016 in Betrieb genommen hat. Ein Funknetz, das seitdem mit Hochdruck und unter Federführung des Ulmer „Verschwörhauses“ auf- und ausgebaut wird und dass längst flächendeckend das gesamte Ulmer Stadtgebiet abdeckt. Weitere Erfolgsgaranten für die ersten Schritte auf dem Weg zu „Smart Herrenberg“ waren die LoRaWAN-affinen

Tüftler von “The Things Network (TTN) Region Stuttgart“, war der Herrenberger IT-Spezialist Jerg Theurer und war der amtseigene Elektromeister Michael Kegreiß. Die genannten Akteure schafften es, die auf dem Markt befindlichen Sensoren so umzubauen und zu konfigurieren, dass sie ganz auf die Herrenberger Bedürfnisse zugeschnitten waren.

Zwei Teile der fotogenen Triologie: Rathaus und Stiftskirche / Foto: Gabriel Holom

 

Sprechende Mülleimer

Ein historischer Marktplatz. Rings herum Fachwerk-Fassaden mit adretten Blumenkästen. Im Hintergrund die Stiftskirche, „Glucke des Gäus“ genannt. Majestätisch thronend am Schlossberg. Mit dem übrig gebliebenen Gemäuer auf dem Plateau darüber und mit dem Rathaus darunter (wie das Wahrzeichen der Stadt ist auch dieses Gebäude mit einem malerischen Glockentürmchen ausgestattet) stellt die spätgotische Kirche ein ideales Fotomotiv dar.

Nichts soll und darf diese Idylle stören, erst recht nicht ein überquellender Mülleimer.

Momentaufnahmen –
die niemand sehen möchte

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Deshalb war der Behälter neben dem Marktbrunnen – ebenfalls historisch und äußerst fotogen – einer der ersten, die ausgetauscht wurden. Statt des gängigen Modells, ein feuerverzinkter Stahlbehälter mit orange-farbenem Deckel, wurde ein so genannter Unterflur-Mülleimer aufgestellt. Oder vielmehr eingegraben. Denn was augenscheinlich schwarz, schlank und schmal scheint, ist in Wirklichkeit ein Sammelbehälter mit beeindruckendem Fassungsvermögen. Bis zu sechs Kubikmeter Müll finden darin Platz. Unterirdisch – was nicht nur den Augen, sondern auch der Nase zugutekommt. Selbst an heißen Sommertagen wird der Marktplatz-Besucher nur in seltenen Ausnahmesituationen mit einem stickigen (und stinkenden) Lüftchen konfrontiert. Der Unterflurmülleimer garantiert, was sich viele wünschen: Abfall kann möglichst schnell und sauber entsorgt werden. Vom Verbraucher, aber auch vom Entsorger – im Fall der Stadt Herrenberg von den Mitarbeitern des Amts für Technik, Umwelt, Grün. Denn auch sie profitieren von den Unterflurmülleimern. Zum einen müssen sie nicht von Hand geleert werden, sondern sie lassen sich mit der Kehrmaschine aussaugen. Zum anderen haben sie eben ein größeres Fassungsvermögen und können somit auch in größeren Intervallen ausgesaugt werden. Ein Fortschritt – mit dem man sich in Herrenberg aber nicht zufrieden gegeben hat.

Herrenberg will mehr

Der Unterflur-Mülleimer am Marktbrunnen ist längst kein Einzelstück mehr. Verteilt auf die Kernstadt und die sieben Teilorte wurden bislang mehr als 70 dieser Unterflurmüllsammelbehälter „vergraben“ – und knapp die Hälfte davon kann „sprechen“. Heißt: Sie wurden mit einem Sensor ausgestattet. Dieser misst mittels Ultraschall den Füllstand im unterirdischen Behälter und übermittelt diesen Füllstand in regelmäßigen Abständen über das stadteigene LoRaWAN-Funknetz an den zentralen Rechner des Amts für Technik, Umwelt, Grün.

Sensor – so groß wie eine Cappuccino-Tasse
Auf dem Markt befindliche Komponenten passgenau weiterentwickelt

 

 

Befestigt am Unterboden des Einwurfschachtes / Foto: Weisse/factum
Mittels Ultraschall wird der Füllstand gemessen / Foto: Weisse/factum

 

Intelligente Müllstrecke

Die Folge: Der Behälter kann nun bedarfsgerecht geleert, die „Müllstrecke“ intelligent und ebenfalls bedarfsgerecht geplant werden. Ein gravierender Unterschied zur bisherigen Vorgehensweise, denn bis zum vergangenen Herbst wurden alle Herrenberger Unterflurbehälter im gleichen Rhythmus angefahren und ausgesaugt. Egal, ob sie an einem der stark frequentierten Plätze in der Stadt standen, wie auf dem Marktplatz oder in Bahnhofsnähe. Oder ob sie im Außenbereich standen, somit weitaus seltener genutzt wurden und am obligatorischen Leerungs-Tag nur halb voll waren. Beide Szenarien waren „sub-optimal“, um ein bereits angeführtes Adjektiv zu wiederholen. Inzwischen aber kann die Leerungsroute individuell und intelligent zusammengestellt werden. Was gleich zwei Vorteile mit sich bringt: Die Mitarbeiter „verplempern“ nicht mehr ihre Zeit damit, halbvolle Müllbehälter zu leeren – und können in der so gewonnenen Zeit sinnvollere und auch sinnstiftendere Aufgaben übernehmen. Zudem gibt es keinen (oder zumindest kaum mehr) Ärger mit überquellenden Abfallbehältern – idyllische Fotos vom historischen Herrenberger Marktplatz mit der Trilogie Schlossberg/Stiftskirche/Rathaus im Hintergrund sind also garantiert.

Die Müllstrecke wird individuell geplant / Foto: Granville/factum
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