Mit Freude für die Stadt und ihre Menschen.

Danke, Siegfried Jauch!

10. Mai 2018

40 Jahre unterwegs für die Stadt Herrenberg:

Der 1. Mai ist da, und Siegfried Jauch ist weg. In den Ruhestand. Für uns im Team fühlt sich das Wegsein unseres Gartenbauleiters seltsam an: Er war doch immer da! Die TDH ab sofort ohne unseren cleveren Gartenbauleiter, auf den wir alle zu jeder Zeit zu 1000 Prozent bauen konnten?

Unser Marlboro Man. Mit markigem Auftreten, kantigem Kinn und zuweilen knarzigem Ton, den Glimmstängel nie weiter entfernt als die eigene Hosentasche. Was ein Jauch ist, liebt die Freiheit, lässt sich nicht verbiegen. Eine starke Marke, der unserem Laden seinen unverwischbaren Stempel aufgedrückt hat!

Mein Vorschlag, seine 40 städtischen Gartenbau-Jahre Revue passieren zu lassen, mit dem „Abfallprodukt“ einiger Zeilen hier an dieser Stelle, war kein Selbstläufer. „Ich will keine Lobhudeleien!“

Okay, ich gebe mein Bestes. Loben will ich eh nicht, weil Lob geschieht nicht auf Augenhöhe, eher von Lehrer zu Schüler, oder vom Vater zum Kind. Und lobhudeln, also rumschleimen, das will ich schon gar nicht. Ich will echte, ehrliche Anerkennung zeigen, für einen echten, ehrlichen Kerl und seine verdammt gute, ehrliche Arbeit.

Weg-Gedanken

Geländefest beschuht machen wir uns gemeinsam auf den Weg. Laufen raus in die Natur, rein in Jauchs zweites Zuhause. „Immer schön in Bewegung bleiben“, würde als Sprechblase für Jauch und die 40 Jahre bei uns bestens passen. Gut, setzen wir uns in Bewegung. Äußerlich führt uns der Weg von Rohrau, Jauchs erstem Zuhause, über sein „Stückle“ am Waldrand hoch in den Schönbuch. Innerlich gehen wir 40 Jahre zurück, bleiben an markanten Wegpunkten kurz stehen und marschieren dann zügig voran.

„… Nadelbäume blühen meist im Wechsel: ein Jahr stärker, ein Jahr schwächer. – Magerwiese vorbereiten? Den Boden schon im Herbst umgraben, und dann im Frühjahr noch mal. – Mehr Dünger an die Quitte, und schon hat sie weniger Läuse …“

Es ist unverkennbar: Ich laufe neben einem wandelnden Pflanzen-/Gartenpflegelexikon her. Die Bäume auf seinem Stückle sind wahre Prachtexemplare, wen wundert`s. Mich wundert höchstens, dass Jauch ihnen paradiesisch viel freien Wuchs zugesteht und je nach Baum selten bis nie die Baumschere ansetzt. In seinem Stückle-Paradies `Marke Eigenbau´ mit Hüttle, Tisch und Bänken wird er nun häufiger anzutreffen sein als die letzten 40 Jahre.

Der lange Weg zurück

Wir laufen weiter, rein in den Wald. Schnuppern am Bärlauch. Unterwegs macht mich der Vollblutgärtner auf die unscheinbare Knoblauchrauke am Wegesrand aufmerksam.

Jauch erlernt seinen Gärtner-Beruf in Vaihingen, arbeitet während seiner Gesellenjahre erst in Göppingen, später in Magstadt. Es folgt die Meisterschule, mit einem sehr aufregenden Schlusspunkt exakt am 26.07.79: mündliche Meisterprüfung und Geburt der Tochter, beides am selben Tag!

1979/80:

„Da fress` ich kein Pfund Salz!“

Jauchs markant-launiger Kommentar fällt gewohnt deutlich aus. Seine ersten Schritte und Erfahrungen in der kommunalen Verwaltung sind so gar nicht nach seinem Geschmack: Die langen Entscheidungswege, das zähe Ringen um jeden Schritt zehren gehörig an seinen Nerven.
Als er 1979 in Herrenberg anfängt, ist noch nicht viel da: Sein Chef, der Herr Schneider, dazu zwei Autos, und ganz wichtig: die Hackfrauen aus Haslach, Kuppingen, Mönchberg („Mönchberg Connection“), meist aus der Landwirtschaft kommend, die im Nebenerwerb auf öffentlichen Grünflächen und den Flächen rund um Schulen und Kindergärten für gräserne Ordnung sorgen.

80er Jahre:

Viele Wege führen nach oben.

Zum Glück bleibt Jauch dann doch. Krempelt die Ärmel hoch und legt los: Baut öffentliche Wege, Plätze, Außenanlagen rund um Schulen und Kindergärten. Saniert Treppen, erweitert Friedhöfe. Ursprünglich kommt er aus der Fachrichtung „Baumschule“. Aber das stört keinen großen Geist und Macher. Und so macht Jauch bald schon alles, wirklich alles rund um Garten- und Landschaftsbau. Die (Pflanz)Pläne kommen mal vom Chef, mal von ihm. Aber die Umsetzung, das ist absolut SEIN Revier, wo er auftaucht, ist er der Platzhirsch. Vor allem die Friedhofserweiterungen in den 80ern – Kuppingen, Haslach, Mönchberg, Waldfriedhof – gehen auf sein Konto.

Mit den Aufgaben wächst der Fuhrpark. Aus den anfänglichen zwei Autos werden immer mehr Fahrzeuge, Bagger, Lkw, Maschinen.

90er Jahre:

Wachstum in alle Richtungen

Nicht nur der Fuhrpark wächst. Mit den Aufgaben wächst auch die Mannschaft immer weiter an. Zirka 70 Männer und Frauen arbeiten in den drei Bereichen Elektro / Bauhof / Gartenbau, damals noch getrennte Bereiche und dem Tiefbauamt angegliedert. Zum Vergleich: Heute ist unser Trupp glatt halbiert. Große Bereiche im Gartenbau wurden fremdvergeben. Ob das eine gute, gesunde Entwicklung ist, steht auf einem anderen Blatt.

Der Mann, der viel auf seinem Weg bewegt hat

Ich möchte wissen, an welche drei Projekte er besonders gerne zurück denkt. Jauch kommt auf drei sehr unterschiedliche Projekte zu sprechen, die er als herausfordernd empfand, aber letztlich mit Bravour gemeistert wurden:

Friedhoferweiterung in Mönchberg.

Hanglage – alles sehr eng – hoher planerischer Aufwand. Von alten abbruchreifen Häusern sammelt das Team den für die Erweiterung benötigten Sandstein zusammen. Recycling vom Feinsten!

Stadionsanierung des VfL in den 80ern.

Der alte Kickplatz wird unter Jauchs Leitung in einen sportrasenfeinen, wettbewerbstauglichen DIN-Platz umgewandelt: Die Maße müssen exakt stimmen „hab ständig alles mit dem Maßband kontrolliert!“, und der alte Boden erhält einen komplett neuen Aufbau. Das ganze Projekt erfordert viel Planung der einzelnen Schritte, dazu viel Handarbeit, denn „wir hatten nur ein Minimum an Geld zur Verfügung“.

Spielplatz Zwinger vor wenigen Jahren.

Der Platz mit seinen zwei Ebenen? Alles andere als einfach. Außerdem ein Beteiligungsprojekt mit „vielen oft ahnungslosen Hilfswilligen“ – das heißt, Jauch muss immer wieder dezent nacharbeiten. Aber mit tollem, sehenswertem Ergebnis.

Spielplatz ZWINGER: War sich nie zu schade auch selbst mit anzupacken.

Selbst ist der Mann

Spielgeräte sind teuer, der Etat sehr begrenzt. Also wurden in früheren viele Spielgeräte kurzerhand selbst gebaut. Und zwar in den Wintermonaten, in einem alten Schuppen, immer wenn es die Zeit erlaubte. Ob das schwierig gewesen sei? „Wieso, es gab doch genug Prospekte mit Abbildungen. Das haben wir eben nachgebaut.“ Eine symptomatische Geschichte, die zeigt: Das Geld reicht hinten und vorne nicht, die Themen rund um Gartenbau führen noch immer ein Schattendasein, im Bewusstsein der Verwaltung und der Öffentlichkeit. Aber dank der anpackenden, kreativen Lösungsansätze geht trotzdem viel.

2000er Jahre:

Die BWL walten lassen. Gläsern sein. Leistungen sauber kalkulieren.

2001/2002 dann der lang ersehnte Meilenstein: Die Bereiche Bauhof, Elektro und Gartenbau werden zusammengelegt und mausern sich zum eigenständigen Amt. Damit einher gehen endlich mehr Geld, mehr Struktur, mehr Professionalität, mehr Selbstbewusstsein.

Jetzt kann richtig etwas entstehen! Man kann eigene Entscheidungen treffen, ist nicht mehr nur der Dienstleister und Ausputzer für die anderen sondern kann selbst den Dingen die richtige Richtung geben. Ganz entscheidend die Vorarbeit von Jauch BIS dahin. Schon lange vor dem Zusammenschluss hatte Jauch in seiner Rolle als Gartenbauleiter stets penibel auf wirtschaftliches Handeln geachtet. Gute Leistungen mussten und müssen sich in guten Zahlen widerspiegeln, das war Jauch schon immer wichtig. „Was wir tun, muss sich rechnen! Was habe ich ausgegeben? Sind wir noch im berechneten Auftragsvolumen?“

Die letzten Jahre:

Wegbereiter zu immer mehr Fachlichkeit

Inzwischen stehen wir oben auf dem Stellberg – einer der höchsten Punkte im Schönbuch – am Fuße des Schönbuchturms, der heute sein Richtfest feiert. Ein schönes Symbol für den Gipfel, die die Technischen Dienste bis hierher erklommen haben: Hin zu immer mehr Fachlichkeit.

Überall da stark sein, wo wir dem Wettbewerb die Stirn bieten können. Hierfür immer mehr Know-how aufbauen. Mit Expertenwissen punkten und die Stadt so weiter und weiter nach vorne bringen.
Mit jemand wie Siegfried Jauch ist die Bewegung nach vorne all die Jahre fast ein Selbstläufer gewesen, denn er war immer entscheidender, treibender Teil des Motors.

Viel Zug nach vorne ist mit dem 1. Mai vom TDH-Bord gegangen.
Lieber Herr Jauch: Danke für den unverwischbaren großartigen 40-Jahre-Stempel, den riesigen Fußabdruck, für allen Drive, die Knarzigkeit, die ehrlichen Worte, die Fachlichkeit.

Good bye, Marlboro-Man: Sie werden mir und uns allen fehlen.

Noch liegt der Turm in drei Teilen vor uns. Viel ist geschafft, aber das Gebilde steht immer noch nicht fertig. So wie die Technischen Dienste.

Herr Jauch, Sie haben uns so viel Gutes vor die Füße gelegt. Nun liegt es an uns, die Teile weiterhin gut zusammenzubauen, während Sie in Ihrem Stückle-Paradies eine neue Richtung einschlagen – nur auf sich und Ihre eigenen Bedürfnisse hörend.

Aber ab und an kommen Sie doch bitte mal nachschauen bei uns, an welchem Turm wir gerade schrauben und hämmern, was für einen Turm wir gerade aufrichten und mit welchen Problemen wir uns gerade abmühen.

Sie werden uns immer willkommen sein!

Ihr Team der Technischen Dienste!

 

 

 

 

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